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AutorenbildVerena

Ausholtn: Über Gelassenheit



Ich habe letztens bei einer Taufe gesungen. In sehr kleinem Rahmen. Der Pfarrer predigte nicht von der Kanzel, sondern stand direkt bei - und unter der Familie. Und dann fragte er jeden Einzelnen, was er dem Kind fürs Leben wünscht. Ganz zum Schluss sah er plötzlich auch mich an und ich hab gesagt: „Gelassenheit. Ich wünsche ihm Gelassenheit, wenn er sie braucht“. Die Mutter nickte wissend und ich war überrascht, weil ich die Einzige war, die dieses Wort in den Mund nahm.


Gelassenheit. Sie begegnet mir seit Corona, und eigentlich auch seit ich Musik mache, sehr oft, ohne dass ich es gemerkt habe. Nicht zu verwechseln mit Ernüchterung, ein sehr schmaler Grat. Vorsicht. Gelassenheit kann heiter sein. Schmunzelnd, wissend, lachend. Nicht gleichgültig. Klingt angenehm. Vielleicht kommt die Ernüchterung vor der Gelassenheit? Oder sind das zwei ganz verschiedene Richtungen?


Und dann sitz ich gestern beim ÖAMTC, warte eine Stunde darauf, was schon wieder mit meinem Auto los is, sitz herum, schlag ein Magazin auf und lese als Headline „Gelassenheit. Eine Annäherung“ und weiter: „Wer gelassen werden will, sollte seine Gefühle verstehen - sie aber nicht zu wichtig nehmen“.


„Serenitas“ nannten die Römer diesen Geisteszustand. Im Englischen hat „serene“ noch eine zweite Bedeutung: heiter. Gelassen und heiter. Kein Aber. Kein Trotzdem. Ein „und“ verbindet beide Gefühlszustände. Klingt nach einem geilen Gefühl.




Im Artikel steht weiter:

„Der gelassene Mensch, schrieb der Philosoph Arthur Schopenhauer, betrachte seinen Lebensweg wie ein Theaterstück: Er spiele darin seine Rolle, könne sich im Geiste aber jederzeit auf die Zuschauerränge zurückziehen und seine Figur wie von außen betrachten. Erst diese Reflexion ermögliche es dem Menschen, unabhängig von seiner Gefühlslage zu tun, was er für angemessen hält - oder auch gelassen zu ertragen, was der Autor des Schauspiels für seine Figur vorgesehen hat.“


Ich glaube 2020 lehrt mich gerade beides. Ernüchterung und Gelassenheit. Oder, wie man von dem einen Zustand in den anderen kommt. Denn tatsächlich hab ich mich in der letzten Zeit öfters dabei erwischt, wie ich über Dinge, die schief gegangen sind, einfach laut lachen musste, während ich kopfschüttelnd da gesessen bin, mir auf die Stirn ghaut und schmunzelnd gedacht hab: Na, servas. Wos, bitte, kummt als Nächstes? Mach mal. I schau zua. Gelassen. Und heiter. ;)


<3

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