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AutorenbildVerena

Nirgendwohin: Die Bürde des "Müssens"



Ich habe „Nirgendwohin“ geschrieben, weil ich mich von der Bürde des „Müssens“ befreien wollte. Ständig glauben wir, irgendwer sein zu müssen, irgendwohin zu müssen, irgendwas tun zu müssen. Egal was. Sei jemand. Tu etwas. Am besten schnell, am besten viel, am besten jetzt sofort.

Dann plötzlich: Corona. Aha, spannend. Wieder blitzen tausend Gedanken in meinem Kopf auf: Tu etwas. Nutz die Zeit. Sei kreativ. Überleg dir was. Am besten schnell, am besten viel, am besten jetzt sofort. Und dann, irgendwann, dazwischen: Verena, warum hast du dieses Lied eigentlich geschrieben? Du wolltest dir die Erlaubnis geben, zu schweben. Die Erlaubnis geben, alles tun zu können, nichts tun zu müssen. Die Erlaubnis geben, nicht zu wissen, wohin das Alles führen wird. Ja, wow, Corona zwinkert - oder nein, eigentlich: lacht mir eiskalt ins Gesicht und sagt: Na, und was jetzt? Ich nehm dir jetzt mal ganz viele Möglichkeiten weg und schau mal zu wie es dir damit geht. Was passiert, wenn du plötzlich nichts tun kannst, was musst du dann noch tun? Was willst du dann tun?


Und mein Kopf, der viel „gelernt“ hat in den letzten 30 Jahren schreit dem laut entgegen, dass Resignation, Innehalten, Warten, Nichtstun ganz ganz falsch ist, weil man kann ja IMMER was tun, man kann immer innovativ sein, man darf sich nicht ausruhen, das is ja fad und rückständig und dumm und so weiter. Selbst das „Innehalten“ und „Nichtstun“ hat in unserer Vorstellung immer auch gleichzeitig einen Nutzen. Es muss einen Nutzen haben. Wir halten kurz inne - um dann wieder voll durchzustarten. Wir tun kurz mal nichts - um uns von der Arbeit zu erholen, die wir davor geleistet haben (müssen). Erst die Arbeit, DANN das Vergnügen.



Ich glaub' die große Wahrheit liegt woanders.

Vielleicht muss das Leben nicht ständig hinterfragt werden, vielleicht reicht es, es zu leben.

Wer ist glücklicher? Derjenige, der in der blühenden Wiese vor dem Haus einen Sinn oder Nutzen sucht ("ich SOLLTE die Natur mehr genießen", "ich SOLLTE das schöne Wetter ausNÜTZEN", "ich MUSS mehr an die frische Luft") oder derjenige, der die blühende Wiese vor dem Haus sieht/riecht/schmeckt – und Punkt. ?

Genau in diesem Gedankenstrom bin ich vor ein paar Tagen auf folgendes Zitat gestoßen:


„The meaning of life is just to be alive. It is so plain and so obvious and so simple. And yet, everybody rushes around in a great panic as if it were necessary to achieve something beyond themselves.“

(Alan W. Watts)


Haha, oh ja. Pfuh.

Irgendwie erleichternd.

Wie kann ich alles erreichen wollen, ohne den Zwang zu verspüren, dass ich es auch erreichen MUSS?

Ich glaube, das ist die große Kunst.

Und ein riesiges Paradox.

Erfolgreich bist du, wenn du dich nicht nach dem Erfolg sehnst.

„Cool“ ist für mich jemand, der authentisch lebt – auch wenn es niemand cool findet.

Denn dann bist du wirklich frei – zu tun, zu wollen, zu sein – was immer du willst, wer auch immer du bist.


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